Grängierstuba

WIRTE AM GÄNGELBAND DER BEHÖRDEN

Die Zeitung der Hotel & Gastro Union bat uns um eine Stellungnahme, bezüglich der Lage, in der sich unser erst kürzlich eröffnete Betrieb durch die Coronamassnahmen befindet. Teilweise wurde diese Stellungnahme in der Zeitung abgedurckt. Das Ganze «Werk» gibt es hier zum Nachlesen.

Für uns als Wirtsleute des Restaurants Grängierstuba ist die Situation insbesondere speziell, weil wir erst im Oktober 2020 aufgemacht haben. Die erhöhten Investitionen und Anschaffungen zu Beginn belasten dadurch das Budget besonders und jeder Franken Umsatz, der nicht gemacht werden kann, vergrössert den Fehlbetrag. Das lässt sich nur aus dem eigenen, privaten Sack stemmen – quasi als Privatdarlehen. Das ist aber das persönliche, ganz normale Unternehmerrisiko, über das wir nicht lamentieren mögen… Detail am Rande: Wir wurde doch tatsächlich von einem Kantonsbeamten gefragt, warum in unserer Erfolgsrechnung des ersten Betriebsmonats keine Löhne für die Geschäftsleitung ausgewiesen seien. Natürlich ist es für ihn unfassbar, dass man ein paar Wochen oder gar Monate gratis arbeitet, um einen Betrieb in Fahrt zu bringen…

Die einschränkenden Massnahmen des Kantons (ausser die unverständliche Beizenschliessung, denn die Zahlen sind nach der Schliessung genau gleich runtergegangen wie vorher) erachte ich zwar als richtig. Sie sind aber zwei Wochen zu spät getroffen worden. Dies und die äusserst mangelhafte Vorbereitung des Kantons auf die zweite Welle (finanziell und organisatorisch) hat erst zu dieser unerfreulichen Situation mit den hohen Ansteckungszahlen geführt. Wir haben auf diesen Fakt schon anfangs Oktober hingewiesen, wurden aber nicht erhört… Zudem ist es aus Oberwalliser Sicht völlig unverständlich, dass wir dafür bestraft werden, dass im Unterwallis die Situation unter gütiger Mithilfe der Politik eskaliert ist. Wie hätte es wohl im umgekehrten Fall ausgesehen?

Die Beizer im Oberwallis: Da gibt es zwei Fraktionen.
– Die einen sind als Saisonbetriebe auf die Wintersaison und das Festtagsgeschäft angewiesen und haben in der Regel eh von Ende Oktober bis Mitte Dezember zu. Die sind froh, dass für den Erhalt des Festtagsgeschäfts alles getan wurde und wird. Diese Haltung kann ich natürlich verstehen.

– Die anderen sind die Beizen in den herkömmlichen Dörfern und Städten des Talgrundes, wie wir eine sind. Diese verlieren die wichtigen Einnahmen der vom Frühling auf November verschobenen Familienfeste wie Firmung und 1. Kommunion. Das schenkt ganz schön ein. Zum anderen fallen auch die meisten Firmenessen wegen der Beschränkungen aus, was ein weiterer, herber Verlust ist. Das lässt sich nicht ausgleichen und aufholen. Dass der Kanton diesen Umsatzausfall mit nur 10 bis 15 % des Umsatzverlustes ausgleicht, empfinden alle Beizer als Hohn, besonders wenn man weiss, dass die allenfalls vorhandenen Reserven bei den Meisten bereits nach dem ersten Lockdown im Frühjahr verbraucht waren. Der Härtefallfonds ist mit der Schwelle von 60% Umsatzverlust ebenfalls viel zu hoch angesetzt. Welcher Betrieb kann schon mit 40, 50 oder gar 60% Umsatzverlust überleben?

Persönlich erachte ich es als Affront, dass der Kanton aus Unternehmerinnen und Unternehmern Bittsteller macht, die bei den reichlich versorgten Beamten und Politikern auf Knien antanzen und ihre geschäftliche und finanzielle Situation offenlegen müssen, um mit einem lächerlichen Unterstützungsbeitrag abgespiesen zu werden. Denn dieselben Stellen werden bald wieder zu gnadenlosen Geldeintreibern, wenn Soziallasten, MwSt., Gebühren und anderes mehr an den Staat abgeliefert werden müssen. Vielleicht sollte hier unsererseits die «10-15%-Regel» angewendet werden…

Die Politik muss sich im Klaren darüber sein: Wenn Ihre offensichtlichen Fehlentscheide zur Vernichtung von Existenzen führen, sollen sie dafür geradestehen und die Konsequenzen ziehen, statt sich als Helden wider Corona darzustellen. Mindestens Lernfähigkeit aus gemachten Erfahrungen erwarte ich von Instanzen, die sich mit 25000 Franken pro Monat fürstlich entlöhnen lassen und in keiner Art und Weise von den Entscheiden betroffen sind, die sie offenbar im Panikmodus fällen.

Und wenn die Politik der Meinung ist, dass Beizen eine Coronaschleuder sind, dann sollen sie dies gefälligst unter Beweis stellen und auch die nötigen Mittel zur Verfügung stellen, damit diese Betriebe für entsprechende Schliessungsbescheide angemessen entschädigt werden können. Alles andere ist Lug und Trug an einer Branche, die am Gängelband der Behörden immer mehr leisten und immer mehr Auflagen erfüllen muss, ohne die entsprechende Wertschätzung und den Schutz einer nennenswerten, politischen Lobby zu geniessen.

Was mich zu den Verbänden bringt. Aber das würde jetzt noch eine Stunde dauern…

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